Der Beginn der Musical-Ära: Es werde Ton
Mit der Einführung des Tonfilms in den späten 1920er-Jahren begann auch die Ära des Filmmusicals. Passenderweise gilt auch „The Jazz Singer“ („Der Jazzsinger“) (1927) als erster Spielfilm, der synchronisierte Dialoge und Gesang präsentierte. Diese Innovation wurde zum Wendepunkt in der Filmgeschichte und ebnete den Weg für ein ganzes Genre: das Musical. Die technischen Möglichkeiten, die der Tonfilm bot, ermöglichten es Filmemachern, Musik und Gesang in ihre Erzählungen zu integrieren, was eine völlig neue Dimension des Geschichtenerzählens eröffnete. In den Folgejahren entwickelte sich das Filmmusical rasant weiter. Große Studios wie MGM und Warner Bros. erkannten das Potenzial dieses neuen Genres und investierten in aufwendige Produktionen, die ein begeistertes Publikum fanden. Dabei wurde zusätzlich zum Gesang die Choreografie zu einem zentralen Element und die Zusammenarbeit mit Broadway-Talenten brachte eine Vielzahl von Musicals hervor. Diese frühen Musikfilme waren oft von den wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen der Zeit beeinflusst, boten aber gleichzeitig eine Flucht aus dem Alltag und faszinierten die Zuschauer mit glamourösen Tänzen, opulenten Kostümen und eingängigen Melodien.
- The Jazz Singer (Der Jazzsänger) (1927): der erste Tonfilm mit synchronem Gesang und Dialog, ein Meilenstein der Filmgeschichte.
- The Broadway Melody (1929): das erste Filmmusical, das den Oscar für den besten Film gewann und das zugleich der Startpunkt für eine Serie von Broadway-Musicals war.
- 42nd Street (1933): ein Klassiker, der das „Backstage“-Musicalgenre populär machte.
- Top Hat (Ich tanz’ mich in dein Herz hinein) (1935): mit Fred Astaire und Ginger Rogers, ein Höhepunkt des Tanzfilms.
- The Wizard of Oz (Der Zauberer von Oz) (1939): ein zeitloser Klassiker, der durch seine Technicolorbilder und unvergessliche Musik beeindruckt.
Das Goldene Zeitalter: Glanz und Glamour
In den 1940er- und 1950er-Jahren erlebte das Filmmusical seine Blütezeit. Hollywood produzierte eine Vielzahl von aufwendigen und glanzvollen Musicals, die das Publikum in ihren Bann zogen. Diese Ära war geprägt von großen Studios, Stars und spektakulären Produktionen. MGM, Warner Bros. und andere große Studios investierten enorme Summen in die Produktion von Stoffen, die vor allem durch ihren Glanz- und Glamourfaktor zu überzeugen wussten. Die Schauspieler und Tänzer dieser Zeit wurden zu internationalen Stars und Namen wie Gene Kelly, Judy Garland und Fred Astaire sind bis heute unvergessen. Dennoch war dieses Goldene Zeitalter nicht nur durch große Produktionen gekennzeichnet, sondern auch durch technische Innovationen und kreative Risiken. Filme wie „Singin’ in the Rain“ („Du sollst mein Glücksstern sein“) nutzten die Filmtechnik auf revolutionäre Weise, um Geschichten zu erzählen und Emotionen zu vermitteln. Die Musicals dieser Ära waren oft farbenfroh und voller Leben, sie spiegelten den Optimismus der Nachkriegszeit wider und boten dem Publikum eine willkommene Flucht in eine Welt voller Musik und Tanz.
- An American in Paris (Ein Amerikaner in Paris) (1951): Mit Musik von George Gershwin und beeindruckenden Tanzsequenzen gewann dieser Film mehrere Oscars.
- Singin’ in the Rain (Du sollst mein Glücksstern sein) (1952): oft als das beste Filmmusical aller Zeiten angesehen, bekannt für seine ikonischen Tanzszenen und seine humorvolle Darstellung der Tonfilmrevolution.
- West Side Story (1961): eine moderne Adaption von Romeo und Julia, die durch ihre Musik und Choreografie besticht.
- My Fair Lady (1964): ein weiterer Oscargewinner, der durch seine prächtigen Kostüme und Sets sowie die Darbietungen der Hauptdarsteller beeindruckt.
- The Sound of Music (1965): ein enormer Kassenerfolg und Publikumsliebling, der bis heute ein Klassiker ist.
Gegenwart: moderne Adaptionen und Revivals
Nach einer Flaute in den 1970er- und 1980er-Jahren (die Gegenkulturhits „Jesus Christ Superstar“, „Hair“ und „Rocky Horror Picture Show“ mal ausgenommen) erlebte das Musical von den 1990er-Jahren an ein bemerkenswertes Comeback. Mit modernen Adaptionen und Revivals sowie einer stärkeren Präsenz auf Streaming-Plattformen hat das Genre eine neue Generation von Fans gefunden. Diese Wiedergeburt wurde durch die Erfolgsgeschichte von Filmen wie „Der König der Löwen“ und „Moulin Rouge“ eingeleitet, die bewiesen, dass sich das Publikum nach wie vor für Musicals begeistern kann. In der modernen Ära experimentieren Filmemacher mit verschiedenen Stilen und Techniken, um das Musicalgenre neu zu definieren und zu verjüngen. Von computeranimierten Meisterwerken bis hin zu Live-Action-Adaptionen klassischer Bühnenmusicals – das Spektrum ist breit und vielfältig. Außerdem haben die Digitalisierung und das Aufkommen von Streaming-Diensten das Musical einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht. Filme wie „La La Land“ von Damien Chazelle, die ABBA-Musicals um „Mamma Mia!“ und „Greatest Showman“ mit Hugh „The Wolverine“ Jackman haben gezeigt, dass Musicals auch heute noch die Kraft haben, sowohl Kritiker als auch das Publikum zu begeistern. Zuletzt mit Timothée Chalamet als „Wonka“ in Tim Burtons musikalischem Zuckergussmärchen. Ein besonderes Schmankerl erwartet Musicalfans übrigens auf AppleTV+. Hier gibt es bereits zwei Staffeln der Musicalcomedy „Schmigadoon!“ zu bewundern: ein aberwitziger Streifzug durch die Musicalgeschichte – komplett mit Originalsongs!
Gegenwart: die besten 5
- Der König der Löwen (1994): Disneys animiertes Meisterwerk, das die Renaissance der Disney-Musicals einleitete.
- Moulin Rouge (2001): ein innovativer und visuell beeindruckender Film, der das Musicalgenre neu definierte.
- Chicago (2002): ein Kritiker- und Publikumserfolg unter anderem mit Catherine Zeta-Jones, der das Musicalgenre wieder ins Rampenlicht rückte.
- La La Land (2016): ein moderner Klassiker, der zahlreiche Auszeichnungen gewann und die Magie des klassischen Hollywood-Musicals aufleben ließ – mit Ryan Gosling und Emma Stone.
- Greatest Showman (2017): ein inspirierender Film, der durch seine Originalmusik und seine beeindruckenden Darstellungen unter anderem von Hugh Jackman begeisterte.