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• Joker: Folie à Deux
• The Apprentice – The Trump Story
• Alles Fifty Fifty
• The Crow
• Die Fotografin
Folie à Deux
Kaum einem Film ist in diesem Jahr so viel Hass entgegengeschlagen wie der heiß erwarteten Fortsetzung des vielfach preisgekrönten „Joker“. Wobei sich das alles bald wie ein sich selbst befeuernder Negativ-Hype angefühlt hat, bei dem Klickzahlen generiert wurden, indem über die Häme über den Joker berichtet wurde. Das Netz mag halt (leider) immer noch am liebsten Negativnachrichten und Hass. Wer „Folie à Deux“ dann gesehen hat, der durfte sich verwundert die Augen reiben. Denn obwohl es sich tatsächlich um ein sehr schräges Musical handelt, sind die Darstellerleistungen fantastisch, die Songs als Spiegel der Seelen unserer Protagonisten eine Form der Verinnerlichung, die dem Stoff – gerade in Nachfolge des ersten „Joker“ – gut zu Gesicht stand. Vor Gericht steht hier Arthur Fleck (Joaquin Phoenix), der sich zu seiner Persona als „Joker“ bekennen muss, um Liebe von außen (und von Lady Gagas Harley Quinn) zu erfahren. Und wenn er das nicht tut, dann gibt’s Saures. Wie im echten Leben im Angesicht unerbittlicher Bad-News-Junkies.
Jetzt ist das Undenkbare doch passiert: Ein extrem elitärer, narzisstischer und der Wirklichkeit enthobener Mensch ist trotz gerichtlich bestätigter Betrügereien und sexueller Übergriffe zum Präsidenten eines Volkes geworden, dem er gerade eine Befreiung von den sogenannten Eliten versprochen hat – indem fast jeder Posten in seiner Regierung an schwerreiche Multimilliardäre und Geldlobbyisten geht. Finde den Fehler! Ein paar Antworten auf die Fragen, wie aus einem gar nicht mal so unsympathischen schwerreichen Balg ein die Weltordnung bedrohender Blender werden konnte, gibt es in „The Apprentice“. In dem man nicht alles für bare Münze nehmen sollte, was erzählt wird, der aber doch einen ganz guten Eindruck davon vermittelt, wie der junge Trump („Winter Soldier“ Sebastian Stan) vom mephistophelischen Mafia-Anwalt Roy Cohn (fantastisch: „Succession“-Star Jeremy Strong) auf die zunehmend schiefe Bahn einer alternativen Weltsicht gebracht wird. So packend wie erschreckend, aber nicht annähernd so schockierend wie die Wirklichkeit.
Es kommt gar nicht so oft vor, dass einer deutschen Komödie das Kunststück gelingt, ziemlich wahrhaftig zu sein in ihrer Sicht auf die Dinge. „Alles Fifty Fifty“ von Regisseur Alireza Golafshan gelingt dieses Kunststück über weite Strecken. Was zum einen am guten Drehbuch liegt, zum anderen an den herausragenden Darstellerleistungen von Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, David Kross und sogar Axel Stein. Die beiden Ersteren spielen ein geschiedenes Anwaltspaar, das bei der Trennung sogar den gemeinsamen getrennten Urlaub mit Sohn Milan vereinbart hat. Alles fifty-fifty quasi. Was nicht so ganz aufgehen will, als Mutter Marion ihren neuen Lover (David Kross) als berufsjugendlichen Fitnesstrainer mit in den Urlaub bringt und Milan beim Gegeneinander-Ausspielen der Eltern eine erste romantische Urlaubsbekanntschaft macht. Nicht lange und es regiert das traute Chaos vor malerischer italienischer Kulisse. Spätere Happy Ends trotzdem (oder gerade deshalb) nicht ausgeschlossen …
Die Vorzeichen hätten fantastischer nicht sein können für das Remake des auch schon 30 Jahre alten Horrorklassikers mit dem viel zu früh verstorbenen Brandon Lee. Denn für die Hauptrolle des von den Toten zurückkehrenden Eric Draven konnte kein Geringerer als Bill Skarsgård verpflichtet werden. Und der wird seit seiner Rolle als Pennywise gern genommen, wenn es um ikonische Horrorfiguren geht (aktuell ist er beispielsweise im tollen „Nosferatu“ als Titelfigur zu sehen). Und an seiner Seite glänzt Musikikone FKA Twigs als die mit ihm gemeinsam vom teuflischen Handlanger Roeg ums Leben gebrachte Shelly. Auch in Sachen Horror und Effekte legt die Neuverfilmung eine Schippe drauf. Ansonsten aber bleibt das Remake insbesondere was die emotionale Tiefe betrifft erstaunlich blutleer, während es den von Kronos initiierten Rachefeldzug von Eric als The Crow nacherzählt. Prädikat: Da wäre mehr drin gewesen …
Lee Miller war Model, Muse und Modefotografin für die Vogue und schließlich eine der berühmtesten Fotografinnen (und Kriegsfotografinnen) des letzten Jahrhunderts. Eine Frau, der es gegen allen gesellschaftlichen Widerstand gegen Frauen in diesem Berufsstand während und nach dem Zweiten Weltkrieg gelungen ist, den fotografischen Finger in zahlreiche Wunden zu legen, und die ihr Augenmerk – selbst nach Kriegsende – insbesondere auf das Leid von Frauen gelegt hat. Ihre Fotografien, unter anderem von der Befreiung der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald, sind zentrale Dokumente gegen das Vergessen. Damit auch die Frau nicht vergessen wird, die diese Fotos geschossen hat, dafür musste Kate Winslet mehrere Jahre kämpfen. Jetzt spielt sie ihre Ikone in einem auch sonst unter anderem mit Alexander Skarsgård und Andrea Riseborough stark besetzten Biopic, das bei allem Anspruch allenfalls ein wenig zu konventionell geraten ist. Der Macht seiner Bilder wird sich trotzdem kaum jemand entziehen können.