Pokémon
Insbesondere Eltern werden ungläubig die Köpfe schütteln. Hat Pokémon nicht bereits sie begleitet vor Jahrzehnten? Und wie kann es sein, dass sich die Taschenmonster als derart langlebig erweisen? Nicht nur auf Spielkonsolen und in Form der Sammelkarten kennt die Jagd nach den Pokémon kein Ende, auch in Sachen Film und Serie ist permanent für Nachschub gesorgt. „Pokémon – Die Geheimnisse des Dschungels“ ist bereits das 23. (!!) Filmabenteuer und knüpft direkt an die Ereignisse von „Mewtu schlägt zurück“ an. Diesmal treffen Ash und Pikachu im Wald auf einen verwilderten Knaben, der von einem mystischen Pokémon großgezogen wurde und sich selbst für eines der knuffigen Wesen hält. Gemeinsam macht man es sich zur Aufgabe, den Dschungel vor der Ausbeutung durch den fiesen Dr. Zed zu bewahren.
Annette
Nichts kann einen vorbereiten auf den musikalischen, inszenatorischen und darstellerischen Wahnsinn, der einen mit der Zusammenarbeit von Regiewunder Leo Carax und den genialen Musikerbrüdern von den Sparks erwartet. Denn „Annette“ ist mehr als nur ein irres Pop- und Glam-Musical mit Topstars wie Marion Cotillard und Adam Driver. Hier geht es dem Musical-Genre auf den Grund (mit gelegentlichem Durchbruch der „vierten“ Wand zwischen Film und Zuschauern). Gleichzeitig lässt „Annette“ tief in die Abgründe unserer Hauptfiguren blicken. Vor allem Driver wird als düsterer Stand-Up-Comedian zur Bedrohung für sein junges Glück mit Opernsängerin Ann (Marion Cotillard) und das gemeinsame Kind, das nicht nur einer Holzpuppe gleicht, sondern auch mit verborgenen Talenten gesegnet ist. Die Dinge wenden sich zum Schlimmsten und lassen aus dem Drama einer kaputten Beziehung die Anklage einer ausbeuterischen Mediengesellschaft werden. Und das zu einem Soundtrack, der so mitreißend ist, wie das ganze Ensemble.
Sisi
Wer hätte das gedacht: RTL kann mehr als nur „GZSZ“, „Alarm für Cobra 11“ und „Dschungelcamp“. Serien von internationalem Format zum Beispiel, mit denen man den eigenen Streamingservice aufwertet und so Netflix & Co. Konkurrenz macht. „Sisi“ beispielsweise nimmt den urdeutschen (bzw. österreichischen) Stoff von den (zunächst) Mädchenjahren einer Kaiserin und lässt ihn zu packendem Historien- und Female-Empowerment-Kino werden. Denn das hier hat nur noch wenig mit Romy Schneider zu tun, dafür viel mit „Bridgerton“ und „The Great“. Kurz: Es geht nicht nur politisch heiß und dramatisch zur Sache (Kaiser „Franzl“ gibt hier eher den unberechenbaren „Blutkaiser“ als den braven Charmebolzen), sondern auch in königlichen Betten und – Obacht! – Bordellen. Insgesamt also historischer als noch in den prüden Fünfziger Jahren, vor allem aber internationaler, aufregender, jünger. Nur Fans der Filme sollten sich auf den ein oder anderen Schock gefasst machen…
Gold
Ein richtig schön fieses, existentialistisches und verstörendes Stück High-Concept-Genrekino erwartet uns mit dem australischen Survival-Thriller „Gold“, den Ex-Teenieschwarm Zac Efron in der Hauptrolle adeln darf. Er spielt in nicht näher bestimmter dystopischer Zukunft einen Wanderer, der mit einer Zukunftsbekanntschaft in endloser Wüste auf ein riesiges Goldnugget stößt. Während der eine für Bergungsmaterial aufbricht, bleibt Efron in der Rolle des Virgil zurück, um den Schatz zu bewachen. Das geht in der unwirtlichen Gegend nicht nur zu Lasten seiner körperlichen Gesundheit, sondern auch des Geistes. Die Ereignisse spitzen sich zu, als eine Fremde auftaucht und von Virgil als Bedrohung wahrgenommen wird. Auch in der Zukunft scheint sich daran also wenig zu ändern: Die Gier und Niedertracht des Menschen sind unerschöpflich.
Scream
Etwas mehr als zehn Jahre, nachdem sich die mittlerweile verstorbene Horrorlegende Wes Craven zum vierten Mal seiner Horror-Franchise „Scream“ widmen durfte, geht es – ganz ohne Titelzusatz – mit „Scream“ zum fünften Mal nach Woodsboro, wo der Schrecken rund um den Ghostface-Killer vor 25 Jahren seinen Ausgang genommen hat. Unter neuer künstlerischer Leitung und mit überwiegend unverbrauchten Darstellern ist der Film eine Art Reboot, der zugleich auf die legendären Vorgänger (und etliche andere Horrorfilm-Klassiker) Bezug nimmt und die schaurige Maske abermals zum Synonym für humorvoll gebrochenen Schrecken werden lässt. Dabei wird das Genre zwar nicht neu erfunden, aber um ein paar fiese Jump-Scares und blutige Morde „bereichert“. Fans der Vorgänger dürfen sich zudem auf die Rückkehr von u. a. Courtney Cox, Neve Campbell und David Arquette freuen.
The Handmaid's Tale
Über drei Staffeln war „The Handmaids Tale“ so etwas wie die serielle Begleiterscheinung der Trump-Präsidentschaft. Die schockierende Science-Fiction-Vision eines Amerika, wie es aussehen könnte, nachdem christliche Fundamentalisten das Land übernommen und Frauen jeglicher Rechte beraubt hätten. Staffel vier ist nun die erste, die ohne reales Gegenüber auskommen muss. Aber die Geschichte von „Handmaid“ June (Elisaberth Moss) und ihrem Kampf gegen das Regime von Gilead und alte wie neue Gegner hat sich ohnehin längst verselbständigt. Nachdem wir zum Ende der dritte Staffeln Zeugen einer atemberaubenden Befreiungsaktion und der schweren Verletzung Junes wurden, geht es nun zurück in den „Gottesstaat“, gegen den die bald genesene „Handmaid“ mit stetig steigendem Einsatz zu kämpfen bereit ist. Und das ist kaum weniger schockierend als in den Vorgängerstaffeln der Bestseller-Adaption.