Heimkino-Highlights im Dezember 2024

DVD-Tipps für Dezember 2024
Unsere brandaktuellen DVD-Kritiken Unsere DVD-Tipp4U für den Dezember.
Kurz vor Weihnachten tun die Verleiher noch einmal alles dafür, uns vom Einkaufstrubel und Weihnachtsbaum-Schmücken abzuhalten und vor die Mattscheibe zu locken. Denn einige der größten Blockbuster (und ein paar unwahrscheinliche Geheimtipps) warten darauf, noch schnell vor Jahreswechsel durchgesuchtet zu werden. Schließlich wird es im neuen Jahr ähnlich aufregend weitergehen. Deshalb trauen sich die Wagemutigen unter uns mit Tim Burton auch ins Jenseits oder – noch schauriger – zurück zum von Ridley Scott erfundenen Alien-Weltraum. Harmoniesüchtigere begleiten mit ihrer Familie einen Roboter bei seiner Erkundung der Tierwelt oder ein Sommercamp für ganz besondere Menschen. Und dann wären da noch besagte „Geheimtipps“: Im Kino krachend gescheiterte Großprojekte, die man schon gesehen haben sollte, um mitreden zu können. Und was ist schon ein bisschen geschenkte Aufmerksamkeit, wenn dafür Coppola und Costner ihr Innerstes nach Außen kehren? In diesem Sinne: Frohes Fest! Und gute Erholung im Heimkino!
Alien: Romulus
Jugend forscht

Regisseur Fede Àlvarez („The Evil Dead“) hat ein klares Ziel formuliert, als er seinen „Alien“-Film, den siebten der Reihe, im vergangenen Jahr vor Journalisten präsentierte: Er sollte sich nahtlos einfügen in den Look, den Ridley Scott mit den ersten beiden Filmen der ikonischen Sci-Fi-Serie noch in den späten Siebzigern und Mitte der Achtziger geschaffen hatte. Entsprechend handgemacht wirken die teils wirklich furchterregenden Effekte hier, auf digitalen Schnickschnack sollte so weit wie möglich verzichtet werden. Ähnlich Oldschool sind Handlung und Verortung von „Alien: Romulus“. Die Handlung spielt zwischen „Alien“ und „Alien: Die Rückkehr“ und konfrontiert ein Team von Weltraum-Youngstern bei einer Bergungsmission mit allem, was die „Alien“-Mythologie an Viehzeug bislang hervorgebracht hat. Und das nicht nur auf kleinstem Raum, sondern auch mit maximalem Effekt: So nah an den Originalen war die legendäre Saga seit bald 40 Jahren nicht mehr.

Alien: Romulus
“Nostromo”-Vibes auf der Romulus: Das Alien ist irgendwo da draußen…
Beetlejuice, Beetlejuice
…Beetlejuice (Hoppla!)
Beetlejuice, Beetlejuice

Ein echter Lottergeist altert nicht: Michael Keaton als Beetlejuice.

Jetzt ist es sogar uns passiert. Das verflixte dritte Mal. Denn nur, wer den Namen des legendären Bio-Exorzisten aus der Burton-Schmiede drei Mal wiederholt, der wird mit seinem ganzen Wahnsinn auch auf unserer Welt konfrontiert. Fast 40 Jahre hat der Regisseur geraucht, um uns eine Fortsetzung seiner legendären Horror-Comedy von 1988 zu präsentieren und wahrscheinlich hat sein jüngster Serienerfolg mit „Wednesday“ entscheidend dazu beigetragen, dass er sich noch einmal dem jenseitigen Irrsinn rund um Michael Keaton und die durch „Stranger Things“ wieder hoffähig gewordene Winona Ryder widmen durfte. Deren Figur der Lydia Deetz ist mittlerweile ein gefragtes TV-Medium, während ihre überkandidelte Mutter (Catherine O’Hara) als Künstlerin, der Vater als Haifischfutter Karriere machte. Neu im Familienkosmos: Töchterchen Astrid („Wednesday“ Jenna Ortega), die bei der Rückkehr ins unheimliche Familiendomizil mit der dämonischen Vergangenheit ihres Hauses und der Familie konfrontiert wird. Mit haarsträubend komischen Konsequenzen…

Der wilde Roboter
Wall-E or not Wall-E?

„Der wilde Roboter“, mit dem Dreamworks entscheidend ins Oscar-Rennen um den besten Animationsfilm eingreifen dürfte, lässt nicht von Ungefähr an Pixars „Wall*E“ denken. Denn auch „Roz“ ist ein Service-Roboter, den es nach dem Absturz seines Raumschiffs allerdings nicht auf eine komplett vermüllte Erde verschlägt, sondern in die wunderschön anzuschauende Wildnis. Hier fehlt es dem technologischen Wunderwerk freilich an allem, was für seine Programmierung nötig ist. Vor allem an Kreaturen, denen er seinen „Service“ zugutekommen lassen kann. Erst mit der Adoption eines Gänsekükens findet er seine Bestimmung und mit der Erlernung der tierischen Sprache auch zunehmend eine Stimme. Während der Nachwuchs irgendwann flügge wird, bekommt auch der Technikkonzern hinter Roz Wind von seinem Aufenthaltsort. Was dem zunächst wie ein schräges Naturabenteuer anmutenden Film auch noch eine ordentliche Portion Action beschert. Und die sorgt – zusammen mit dem oft pechschwarzen Humor – dafür, dass „Der wilde Roboter“ wirklich alle Altersstufen abholt. Der perfekte Familienfilm also.

Der wilde Roboter
Ein Herz für Tiere: Roboter Roz unter seinen neuen Freunden.
Horizon
Western von Gestern
Horizon
Actionreich und episch: Costner in seinem Western-Element.

Armer Kevin Costner. Ähnlich wie Francis Ford Coppola mit „Megalopolis“ oder Todd Philipps mit „Joker: Folie A Deux“ hat er einen sagenhaften Schiffbruch hingelegt mit seinem Traumprojekt: Der Neuerzählung der Urbachmachung des Wilden Westens in drei überlangen Kinofilmen. Statt wie in „Yellowstone“ seriell und für das kleinere Heimkino, ging er wie seinerzeit mit „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Open Range“ aufs Ganze – und hat offenbar nicht mir der ungnädigen Filmkritik und dem wenig duldsamen Kinopublikum gerechnet. Dem war schon der mit Coster selbst, mit Sienna Miller, Sam Worthington und Luke Wilson stark besetzte erste Teil mit über 180 Minuten offenbar viel zu lang und viel zu undurchsichtig. Was eigentlich schade ist. Denn Westernfans dürfen sich über fantastische Landschaftsaufnahmen freuen und über eine Perspektive, die die amerikanische Landnahme keineswegs so positiv darstellt, wie das üblicherweise sonst der Fall ist. Deswegen unser Tipp: Geben Sie „Horizon“ trotzdem eine Chance. Schon Teil zwei könnte Sie dafür entlohnen.


Megalopolis
Alle Wege führen nach Rom

Eines muss man Francis Ford Coppola lassen: Mut hat er. Den hat er nicht nur als Regisseur der legendären „Der Pate“-Trilogie (auch im Umgang mit der „echten“ ehrenwerten Familie) gezeigt, sondern auch für sein legendäres Antikriegsfilm-Unterfangen „Apocalypse Now“. Für sein Traumprojekt, den gigantomanischen Monumentalfilm „Megalopolis“, hat er quasi Haus, Hof und Weingut versetzt, weil er keine anderen Finanziers für das Projekt finden konnte. Kaum verwunderlich: Der Film beschäftigt sich mit Architektur, Kultur, Philosophie und Menschheitsgeschichte und lässt NYC als „New Rome“ wiederauferstehen, wo ein ehrgeiziger Architekt (Adam Driver) sein ganz eigenes urbanes Utopia verwirklicht sehen will. Auf einer Metaebene erkennt man darin den Regisseur selbst. Außerdem natürlich die USA in ihrem ständigen Streben nach mehr Macht und Einfluss und ihrer inneren Zerrissenheit. Das hat schon Rom nicht gutgetan. Man kann US-Geldgeber deshalb fast verstehen, dass sie die Vision des eigenen Untergangs nicht auch noch mitfinanzieren wollten. Und muss Coppola bewundern für seinen Mut zu einem derart sperrigen (und übrigens top besetzten) Wurf.

Megalopolis von Coppola.

Eindrucksvoller Bildersturm: Die Megalopolis von Coppola.

Borderlands
Weltraumkolonialismus 3.0
Borderlands
Ein abgefahrenes Team auf wilder Mission in „Borderlands“.

Wäre das wilde Horror- und Actionkino von Eli Roth („Cabin Fever“, „Knock Knock“) ein Computerspiel, es sähe wohl so ähnlich aus wie „Borderlands“, in dem wilde Kämpfer, Androiden und andere Ungeheuer in Cel-Shading-Optik um die Schätze (und die Erschließung) des Universums kämpfen. Deshalb ist er auch die ideale Wahl, wenn es um die Umsetzung des Kult-Shooters für die (Heim-) Kinoleinwand geht. Die kommt erstaunlicherweise weniger anarchisch und brutal daher als das zugrundeliegende Spiel und konzentriert sich auf die Gesetzlose Lilith (mit sichtlich Spaß dabei: Cate Blanchett), die auf ihren Heimatplaneten Pandora zurückkehrt, um mit einem Team von Söldnerinnen und Söldnern die Tochter eines mächtigen Unterweltbosses zu finden. Das ist filmisch freilich selten ernst zu nehmen und ähnelt eher einem schrägen B-Movie. Immerhin einem B-Movie, das mit Blanchett, Jamie Lee Curtis, Kevin Hart, Gina Gershon und Jack Black (als Roboterstimme) herausragend besetzt ist. 


Was ist schon Normal?
Feelgood auf Französisch

„Was ist schon normal?“ ist so etwas wie der nächste „Monsieur Claude und seine Töchter“ oder „Ziemlich beste Freunde“: Ein unfassbarer Hit in den französischen Kinos, weil es hier gelingt, sozial sensible Themen auf unterhaltsame und nie Zeigefinger schwingende Art und Weise zu verhandeln und so ein unglaublich breites Publikum zu erreichen. Kurz: Ein amerikanisches und/oder deutsches Remake der Komödie rund um ein aus Vater und Sohn bestehendes Gaunerpärchen, das Unterschlupf ausgerechnet in einem Sommerlager für Erwachsene mit Behinderungen findet, ist sicher nur eine Frage der Zeit. Bleibt zu hoffen, dass dabei der integrative Tonfall nicht verloren geht, der dieses Original auszeichnet, in dem die wahren Stars Menschen mit tatsächlicher Behinderung sind, über die unsere Betrüger – und natürlich auch wir Zuschauer – eine ganze Menge lernen und mit denen gemeinsam wir noch mehr lachen dürfen. 

Was ist schon Normal?

Inklusion auf Französisch: Die Feelgood-Comedy des Jahres.

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