Heimkino-Highlights im Februar 2022
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Neues Jahr, neues Glück und – in Ermangelung von Karnevalsaktivitäten – auch reichlich Zeit dafür, das Kinojahr 2021 noch einmal gemütlich zuhause Revue passieren zu lassen. Es ist ja nicht so, dass nichts erschienen wäre in den vergangenen Kinomonaten. Im Gegenteil: Im Herbst und Winter hat sich das aufgestaute Blockbusterarsenal gehörig entladen und gemeinsam mit den Festivallieblingen über unsere Leinwände ergossen. Und weil das alles unmöglich für Normalcineasten zu schaffen war, eröffnen wir nun einfach unsere Heimkinoleinwand mit folgenden Highlights. Wir wünschen aufregende Unterhaltung!

Titane

Autoliebe

Von Sex im Auto wird der ein oder die andere bereits gehört haben. Aber Sex mit dem Auto? Das gehört wohl eher in die Liste höchst ungewöhnlicher Fetische. Aber was ist schon gewöhnlich im Kino von Julia Ducournau, die mit dem subtilen Coming-Of-Age-Kannibalismushorror „Raw“ erstmals international für Schocks und Aufsehen sorgte? Für das rohe wie zarte Nachfolgewerk „Titane“ hat sie tatsächlich den Hauptpreis in Cannes abräumen können und abermals für Spaltung gesorgt. Irgendwo zwischen Kings „Christine“ und Cronenbergs „Crash“ erzählt „Titane“ von der jungen Alexia, die seit einem Autounfall eine fast symbiotische Beziehung zu Autos aufgebaut hat, eine Liebe, die sie nicht nur körperlich auslebt, sondern die auch mörderische Folgen hat. Den Konsequenzen entgeht Alexia durch einen Identitätswandel. Als Adrien kommt sie als dessen verschollener Sohn bei einem Feuerwehrmann (toll: Vincent Lindon) unter, der väterliche Gefühle für sie/ihn entwickelt. Provokativ, aufwühlend und einzigartig: Ein Film, den man nicht so schnell vergessen wird.

Titane

Saw Spiral

(Fast) alles auf Anfang

Saw Spiral

Für den neunten (!!) Teil der legendären Horror-Franchise schlagen die „Saw“-Veteranen um Darren Lynn Bousman (Regie), James Wan und Leigh Whannell ein neues Kapitel auf. „Saw Spiral“ geht in die Zeit vor „Jigsaw“ zurück und schlägt einen etwas weniger pessimistischen Tonfall an. Was nicht bedeutet, dass es hier zimperlicher zur Sache ginge – im Gegenteil. Zusammen mit seinem Partner (Max Minghella) ermittelt Chris Rock als Detektive in einer Reihe grausamer Mordfälle, die in einer Traditionslinie mit dem Jigsaw-Killer stehen. Ganz offensichtlich ist ein Nachahmungstäter am Werk, der den beiden Cops immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Es dauert nicht lange, bis es auch für die Ermittler zum tödlichen Spiel um das eigene Leben (und das etlicher anderer) kommt. Wobei an Anspielungen auf den ersten „Saw“-Film ebenso wenig gespart wird, wie beim Einsatz der wie immer grausamen Fallen. Fans sollten voll auf ihre Kosten kommen.

Raging Fire

Hongkong Heist

Diese Paarung lässt Martial-Arts- und Hongkong-Fans mit der Zunge schnalzen: Denn für „Raging Fire“ konnte New Police Story-Regisseur Benny Chan mit Donnie Yen („IP Man“) ein echtes Action-Schwergewicht für die Hauptrolle gewinnen. Als Bong gibt jener den unerbittlichen, unbestechlichen und harten Hongkong-Cop, der es plötzlich mit der eigenen Vergangenheit zu tun bekommt. Die taucht in schöner Hongkong-Manier in Person seines ehemaligen Partners Ngo (Nicholas Tse) wieder auf, der mittlerweile die Seiten gewechselt hat. Als Teil einer äußerst brutal vorgehenden Bande hat er eine Polizeieinheit angegriffen. Der Beginn einer Action-Eskalation, die all das aufbietet, was man sich als Fan des Genres nur wünschen kann. Und noch ein wenig mehr …

Raging Fire

Venom

Let There Be Carnage

Venom

Mit dem ersten Teil hatten es der wie immer großartige Tom Hardy und sein außerirdischer Symbiont „Venom“ noch etwas schwer, an die glorreiche Marvel-Erfolgsgeschichte anzuknüpfen. Mit „Let There Be Carnage“ funktioniert das bereits etwas besser. Was nicht nur an der Midcredit-Szene liegt, die auf den jüngst im Kino gestarteten Megaerfolg „Spider-Man: No Way Home“ einzahlt, sondern auch am schwarzen Humor, der in „Let There Be Carnage“ noch etwas mehr Raum erhält als noch im Vorgänger. Mittlerweile haben sich Journalist Eddie Brock und sein außerirdischer Symbiont Venom halbwegs aneinander gewöhnt. Ihr Verhältnis wird allerdings auf die Probe gestellt, als sie in Kontakt zum veurteilten Serienmörder Kasady (Woody Harrelson) treten. Dem nämlich gelingt es, sich ein Stück von Brocks Doppelidentität zu sichern und als „Carnage“ für Chaos und Gewalt zu sorgen. An seiner Seite: Bonds Moneypenny Naomie Harris als besonders laute „Shriek“.

Helden der Wahrscheinlichkeit

Riders of Justice

Als „Riders of Justice” sind Neu-Grindelwald Mads Mikkelsen und seine schräge Truppe in zahlreichen Kritiker-Bestenlisten des Jahres zu finden, auf den deutschen Verleihtitel „Helden der Wahrscheinlichkeit“ muss man hingegen erst einmal kommen. Wobei Zufälle und Wahrscheinlichkeitsrechnung schon eine große Rolle spielen im ultrapechschwarzen Thriller-Kleinod von Anders Thomas Jensen („Adams Äpfel“), in dem Mikkelsen als griesgrämiger Soldat brilliert. Kein Wunder: Seine Frau ist bei einem Zugunglück ums Leben gekommen, weshalb er nun das Leben von sich und seiner Tochter in den Griff bekommen muss. Triebabfuhr verspricht der Besuch der Informatiker Otto und Emmenthaler, die ihn über die Hintergründe des Unglücks aufklären. In Wirklichkeit habe es sich um einen brutalen Anschlag einer Rockergang gehandelt, die auf diese Weise einen unliebsamen Zeugen ausschalten wollte. Beim emotionsgehemmten Berufssoldaten brennen die Sicherungen durch: Gemeinsam mit seinen beiden Informanten beginnt er einen blutigen Rachefeldzug, der vollkommen aus dem Ruder läuft …

Helden der Wahrscheinlichkeit

Encanto

Eine schrecklich unnormale Familie

Encato

Der mittlerweile 60. Animationsfilm aus der Meisterwerk-Reihe von Disney steht seinen farbenfrohesten Vorgängern in nichts nach. Im Gegenteil: Dank Musical-Genie Lin-Manuel Miranda nervt nicht einmal der großzügige Einsatz zahlreicher Gesangsnummern, der Film ist mit seinem südamerikanischen Setting so bunt, dass die Farbenpracht die (Heimkino-) Leinwand förmlich zu sprengen droht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Madrigal-Familie, die nach ihrer Flucht in die kolumbianische Bergwelt mit einem fantastischen Zauber gesegnet ist: Nicht nur das Haus birgt in jeder Ecke Magie, auch jeder Spross bekommt im richtigen Alter eine außergewöhnliche Fähigkeit verliehen. Bis auf die junge Maribel. Und ausgerechnet sie ist es, die in dunklen Prophezeiungen für den baldigen Verlust dieser Magie verantwortlich sein könnte. Deshalb taucht das Mädchen tief ein in die Geschichte ihrer Familie und den kolumbianischen Dschungel, um am Ende beweisen zu können, dass wahrer Zauber meistens ganz woanders zu finden ist. Schön!

Eternals

Götterdämmerung

Der Gedanke liegt nahe: Die griechischen, römischen oder auch nordischen Götter sind nichts anderes als Superhelden, deren Taten dank zahlreicher Mythen bis in die Gegenwart hinein überdauert haben. Ganz ähnlich ist es bei den „Eternals“ aus dem Marvel-Kosmos: Sie sind himmlische Wesen, die vor Jahrtausenden auf der Erde gegen außerirdische Invasoren gekämpft haben und seither unter uns weilen – ohne sich aber in menschliche Belange einmischen zu dürfen. Diese Nichteinmischung wird auf die Probe gestellt, als sie in der Gegenwart die Geburt eines Celestials einläuten sollen, die gleichzeitig das Ende des Planeten bedeuten würde. Denn die Menschen sind ihnen mittlerweile doch ans Herz gewachsen. Ungewöhnlich und anders ist diese Heldensaga aus dem Marvelkosmos: Eher Göttermärchen als Superhelden-Saga, für das Oscarpreisträgerin Chloé Zhao eine eindrucksvolle Besetzung (Angelina Jolie, Salma Hayek, Richard Madden) und noch eindrucksvollere Bilder gefunden hat.

Eternals
Sponsored by Koch Films, Sony Home Entertainment, WVG, Disney
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