Fußball kann nicht nur eine enorme integrative Kraft entwickeln, sondern auch Ordnung in so manch ungeordnetes Leben bringen. Das wird deutlich, wenn man sich das Leben von Mirko (Florian David Fitz) und seiner Familie ansieht. Denn unter den Problemen des leicht autistischen Sohnes Jason leidet nicht nur der Junge selbst, sondern auch Mirkos Ehe. Abhilfe schaffen soll ein Deal: Wenn es Jason gelingt, trotz seiner Routinen und Auffälligkeiten weniger in der Schule anzuecken, hilft ihm der Vater bei der Suche nach einem Lieblingsfußballverein. Und zwar vor Ort in sämtlichen Stadien der Republik. Für Vater und Sohn der Beginn eines außergewöhnlichen Roadtrips mit Hindernissen, der sie zunächst zusammenwachsen und schließlich fast aneinander scheitern lässt. Zum Glück aber dauert ein Spiel mindestens 90 Minuten. Und am Ende gewinnt immer die Familie. Wie in der wunderbar gelungenen Adaption der „Wochenendrebellen“, die im wirklichen Leben auch heute noch in den Fußballstadien der Republik anzutreffen sind.
Erich Kästners Kinder- und Jugendroman ist trotz seiner mittlerweile 90 Jahre durch alle Zeiten hindurch aktuell. Das belegt schon die Tatsache, dass er alle paar Jahrzehnte lang (1954, 1973, 2003) neu verfilmt wird. Verfilmung Nummer vier verschiebt nun etwas den Fokus. Es darf sehr viel weiblicher werden. Und das liegt nicht nur an den geänderten Zeiten, sondern sicher auch an Regisseurin Carolina Hellsgård, die ihre schwedische Herkunft nicht verleugnen kann. Denn dass man in Skandinavien ein ganz besonderes Händchen für Kinderfilme hat, das merkt man auch der unter ihrer Ägide entstandenen Neuverfilmung an. In der schafft es das Berliner Mädel Martina auf sein Wunschgymnasium in den Alpen, wo allerdings ganz harte Gruppenbildung und Ausgrenzung dominieren. Zum Glück gibt es Integrationsfiguren wie den Lehrer Justus Bökh (Tom Schilling) und den „Nichtraucher“ (Trystan Pütter), die bei der Charakterbildung und Entdeckung von Gemeinschaft eine entscheidende Rolle spielen dürfen. Schön.
Wer Liam Neeson als Star für seinen B-Actioner gewinnt, der muss sich um die Story nicht weiter Gedanken machen. Irgendwas mit Gangstern, mit Rache und mit einem liebenden Familienvater, der für die Seinen aufs Ganze geht, fertig ist der sichere Videotheken-Hit (wenn es Videotheken noch geben würde). „Retribution“ klingt wie eine nicht besonders kreativ ausgeheckte Mischung aus „Steig. Nicht. Aus!“, „Speed“ und „Nicht auflegen!“ und kann auch nicht verhehlen, dass Regisseur Nimród Antal („Motel“, „Predators“) auch schon längst ins Feld der Vielfilmer gewechselt ist. Immerhin profitiert „Retribution“ von der schieren Präsenz Neesons, der hier seine Kinder zur Schule fährt, nur um zu erfahren, dass sich in seinem Auto eine Bombe versteckt, die hochgeht, wenn einer der Passagiere aussteigt. Der Beginn einer nervenaufreibenden und spannenden Jagd durch Berlin, die durchaus mit der ein oder anderen Überraschung aufwarten kann.
Es gab eine Zeit, da hätten Filme wie „Freelance“ die Kinos so richtig vollgemacht. Filme, die aus der Blütezeit eines Jean-Claude van Damme, Sly Stallone oder Arnie Schwarzenegger stammen könnten und in denen ein muskelbepackter Söldner es mit einer Übermacht im Dschungel aufnimmt. 2023 allerdings gehört zu einem Actioner noch ein bisschen mehr. Mindestens mal ein weiblicher Sidekick und die eine oder andere ironische Brechung. „Freelance“ verfügt über beides – und über so viel 1990er-Actioner-Flair, dass man manchmal meint, der Film sei aus der Zeit gefallen. Im Mittelpunkt steht der aus dem Kriegsgeschäft ausgestiegene Ex-Soldat Mason (John Cena), der sich von seinem ehemaligen Bekannten aus Militärzeiten (Christian Slater) davon überzeugen lässt, den Bodyguard für eine ehrgeizige Journalistin auf dem Weg zu einem südamerikanischen Diktator zu spielen. Kaum im Dschungel angekommen, gehen Geballer und Wortgefechte los, weil sie mitten in einen laufenden Militärputsch geraten. Freunde gediegener Videotheken-Action wird’s freuen …
Nachdem Luc Besson sich zuletzt in immer aufwendigere Sci-Fi- und Action-Phantasmagorien verrannt hat, kehrt er mit „Dogman“ zu seinen Anfängen mit „La Femme Nikita“ und „Léon – Der Profi“ zurück. Auch hier stellt er einen gequälten Underdog in den Mittelpunkt. Der hochsensible Douglas (großartig: Caleb Landry Jones) wurde nach dem Tod der Mutter wie ein Hund gehalten und konnte seinem Martyrium erst im Teenageralter ins Heim entkommen. Jahre später führt er selbst eines: ein improvisiertes Heim für Hunde, mit dem er aber bald ebenfalls aneckt. Aus Liebe zu den Geknechteten und Getretenen der Gesellschaft legt er sich erst mit Kriminellen an und wird schließlich selbst zu einem: zur schillernden Figur in einer konsequent inszenierten Tragödie, die sich nahtlos in das starke Frühwerk des französischen Regisseurs einfügt.
Die einen machen sich auf den Jakobsweg, um zu sich selbst zu finden, andere marschieren einmal quer über die französischen Alpen. Wie der (dem realen Vorbild Sylvain Tesson nachempfundene) Reiseschriftsteller Pierre Girard (Jean Dujardin), der im Suff vom Balkon stürzt und gerade so eben an der Querschnittslähmung vorbeischrammt. Gegen den Rat von Ärzten und Familie beginnt er früh, sich selbst zu fordern: Zu Fuß will er mehr als 1300 Kilometer durch eher unwegsame französische Landschaften queren und so ein neues, gesünderes und besseres Leben einläuten. Auf dem Weg durch eindrucksvoll fotografierte (Berg-)Landschaften begegnen ihm dabei Menschen, die seinen Weg bereichern und seine Ziele schärfen. In einem ruhigen und fast meditativen Film, in dem die Stars ganz klar Dujardin und Frankreich heißen.
Tobi Krell ist der Peter Lustig unserer Tage: ein saunetter Typ, der unseren Kids etwas über die Welt erzählt. Immer neugierig, selten belehrend und mit so viel Begeisterung, dass man gar nicht anders kann, als sich (auch als Erwachsener!) anstecken zu lassen. Nach vielen Jahren als Checker Tobi im Fernsehen hat er schon vor einigen Jahren „Das Geheimnis unseres Planeten“ gelüftet und das Wasser zum Mittelpunkt all seiner Bestrebungen erkoren. Jetzt reist er zu den fliegenden Flüssen, weil er das Erbe einer alten Nachbarin ehren möchte. Bei dem Trip trifft er nicht nur auf seine Kindheitsfreundin (und Nachfolgerin) Marina, er bereist auch eindrucksvolle und exotische Orte zwischen Vietnam, der Mongolei und dem südamerikanischen Dschungel. Und er lernt, was neben dem Wasser noch ganz unbedingt schützenswert ist auf unserer wunderschönen Erde. Mehr als eine Million Zuschauer können nicht irren: Tobi hat’s gecheckt!