Wer hätte gedacht, dass aus dem Buchheim-Erfolg und Wolfgang Petersens Film- bzw. Serienadaption mal so ein Langläufer werden würde? Dass es „Das Boot“ auf eine vierte Staffel bringt, ist dabei vor allem der ganz anderen Herangehensweise ihrer Macher zu verdanken. Statt nur Unterwasser-Klaustrophobie auszubreiten, wagt sich „Das Boot“ immer wieder auch an Land, schildert politische Machtkämpfe und die Bemühungen des Widerstands und öffnet so ein breites Panoptikum an Weltkriegs-Eindrücken, -dramen und -tragödien. Das Ganze wie gewohnt mit ordentlich inszenatorisch Aufwand, einer tollen Darstellerriegen um Rick Okon und Rosalie Thomass und angeleitet von Denis Gansel („Die Welle“, „Napola“), der nach der halben dritten nun die gesamte vierte Staffel als Regisseur zu verantworten hat.
Wer braucht schon den „Gladiator“ oder die „Vikings“, wenn er auch Olga Kurylenko als „Boudica“ haben kann. Bei der handelt es sich mitnichten um eine Erfindung der Filmemacher auf der Suche nach Gendergerechtigkeit im Mittelalter-Gemetzel-Genre, sondern tatsächlich um eine Keltenkönigin, die den Römern im Britannien des ersten nachchristlichen Jahrhunderts das Leben ganz schön schwer (bzw. kurz) gemacht hat. Die wollen eigentlich den Tod ihres Ehemanns nutzen, um das vermeintlich führungsschwache Land zu besetzen. Was die gedemütigte Keltenkriegerin nicht auf sich sitzen lässt. Sie vereint in bester „Braveheart“-Manier die nur rudimentär ausgestatteten Stämme und tritt gegen die römische Übermacht an. Freilich: Viel-Regisseur Jesse V. Johnson ist kein Ridley Scott. Aber die Boudica“-Action kann sich durchaus sehen lassen…
Wer gedacht hat, die launige Best-Ager-Komödie „Enkel für Anfänger“ sei ein Einzelfall, eine fürs Kino eigentlich zu klein geratene TV-Komödie, der hat den Publikumsliebling mit Heiner Lauterbach, Maren Kroymann und Barbara Sukowa nicht gesehen. Und wer geglaubt hat, einmal Generationenkonflikt sei zwar ganz lustig, aber nicht wiederholbar oder gar zu verbessern, der sieht sich mit „Enkel für Fortgeschrittene“ auf das Schönste getäuscht. Tatsächlich ist es Autor Robert Löhr, Regisseur Wolfgang Groos und vor allem der blendend aufgelegten Besetzung gelungen, in Sachen bissigen Sprüchen noch einen draufzusetzen. Diesmal übernehmen die drei Unverbesserlichen Senioren einen Schülerladen. Und mit ihm nicht nur eine Menge Verantwortung, sondern auch einen Haufen „Pubertiere“.
Ein bisschen kam „The Creator” aus dem Nichts in eine Science-Fiction-Lücke. Ganz ähnlich wie vor etwa einem Jahr ChatGPT unser Leben revolutioniert hat. Der Film ist nach sieben Jahren Pause das erste Lebenszeichen von „Rogue One“-Regisseur Gareth Edwards und zeigt, was passiert, wenn ein fähiger Regisseur mit Mut zum Weltenbau ein bisschen Budget in die Hand bekommt. Eine Mischung aus „Blade Runner“, „A.I.“, „Rogue One“ und „Children of Men“ nämlich, in der Mensch und Maschine um die gegenseitige Vernichtung oder eine gemeinsame Zukunft kämpfen. Das Ganze mit viel emotionaler Tiefe, eindrucksvoll realistischen Effekten und einem fernöstlichen Setting, das mindestens ungewöhnlich und maximal beeindruckend ist. „The Creator“ hat die „Dune“-Verschiebung im letzten Jahr dazu genutzt, sich zum besten Science Fiction des Jahres zu mausern.
Der Argentinier Damian Szifron hat schon mit „Wild Tales“ bewiesen, was er kann. Für sein englischsprachiges Debüt mit dem relativ nichtssagenden Generik-Titel „Catch the Killer“ begibt er sich in die USA, wo er mit Shailene Woodley und Ben Mendelssohn eine namhafte Besetzung und offenbar reichlich Freiheiten erhält. Denn anstatt einfach die Geschichte von Polizistin Eleanor zu erzählen, die es mit einem skrupellosen Amokläufer zu tun bekommt, lässt Szifron seinen Film zur bitterbösen Anklage auf die US-Gesellschaft, auf Waffenwahn, Trumpismus und die Gefühlskälte allgemein. Kein Wunder, dass der Regisseur einen ganz eigenen Titel im Sinn hatte: „Misanthrope“. Aber ein „Menschenfeind“, das ging dem US-Verleih dann doch zu weit, wenn man mit „Catch the Killer“ ein breites Publikum einfangen will.
Da war sich die internationale Filmkritik mal wieder einig wie selten: Nachdem Gewinn des Grand-Jury-Preises in Cannes wurde Regie-Lakoniker Aki Kaurismäki rund um die Welt mit Lob überschüttet für sein kleines und zeitloses Filmgedicht, dem es in Zeiten von Mammutproduktionen in nicht einmal 90 Minuten gelingt, uns die Hoffnung an Liebe selbst in düstersten Zeiten zurückzugeben. Ein alkoholkranker Bauarbeiter und eine einsame Lageristin trotzen hier dem Schicksal eine kleine und wunderbar warmherzige Romanze ab, die Kaurismäki-typisch natürlich wieder so unterkühlt wirkt, wie es Skandinavien nun mal ist. Seltsam aus der Zeit gefallen ist das (abgesehen vom im Hintergrund thematisierten Ukrainekrieg), seltsam hölzern und doch so wahrhaftig und schön, dass man sich die letzte Träne keinesfalls verdrücken sollte.
Horror-Produktionsschmiede Blumhouse und Regisseur David Gordon Greene sind mittlerweile ein eingeschworenes Team, wenn es um die Reaktivierung heiß geliebter Franchiseware handelt. Gemeinsam hatte man unlängst erst Carpenters „Halloween“-Reihe neues Leben eingehaucht. Jetzt folgt Friedkins „Exorzist“, der unzweifelhaft einer der besten und beklemmendsten Horrorfilme aller Zeiten ist. Fünfzig Jahre nach dem Original erzählt „Bekenntnis“ vom alleinerziehenden Vater Victor, dessen Tochter nach tagelangem Verschwinden seltsam verändert zurückkehrt. Der Zuschauer ahnt es bereits: Hier hat wieder der Teufel bzw. Dämon seine Hand im Spiel und uns erwarten nicht nur reichlich Jump Scares und Exorzismen, sondern sogar ein Wiedersehen mit Ellen Burstyn.