Was in Großbritannien mit „Peaky Blinders“ gut funktioniert und in den USA mit „Boardwalk Empire“, das kann auch in Frankreich nicht ganz falsch sein. Der in seiner Heimat als „Apaches“ gelaufene Film fokussiert sich auf das Paris um 1900 und hat damit die perfekte Kulisse für das, was als „Gangs of Paris“ Actionfans mit Sinn für geschichtliche Hintergründe begeistern soll. In bester „Gangs of New York“-Manier eben, nur auf dem längst legendär gewordenen Montmartre. Hier trieben die ursprünglich titelgebenden Apachen ihr Unwesen, eine extrem gewalttätige Gang, die bei einem Aufnahmeritual auch das Leben von Billies Bruder fordert. Für die junge Frau ein Grund, erbitterte Rache zu schwören: Sie infiltriert die Bande, um sich bis zu ihrem geheimnisvollen Anführer Jesus (Niels Schneider) vorzumeucheln. Pittoreskes Actionbrett mit Western-Touch.
Disney macht weiter in Sachen Realisierung ursprünglich animierter Klassiker aus dem eigenen Katalog. Und das sieht in Sachen „Arielle die Meerjungfrau“ ganz besonders schön aus. Das liegt nicht nur an der auch gesangstechnisch voll überzeugenden Hauptdarstellerin Halle Bailey, sondern vor allem an den Eindrucksvollen Unterwasserwelten, die dank modernster Technik plastischer aussehen als je zuvor. Plastisch kommt auch der Rest der Besetzung des Märchenklassikers daher: Papa Triton wird von keinem Geringeren als Javier Bardem verkörpert, die böse Ursula von der herrlich aufspielenden Melissa McCarthey und Comedy-Kollegin Awkwafina ist ebenfalls mit an bzw. unter Bord. Nur an der Geschichte hat sich nichts geändert: Arielle will auch hier zur Menschenfrau werden.
Ganz schön mutig, was sich Sky da mit seinem Mystery-Original getraut hat: Eine Serie, die an den düsteren HBO-Klassiker „The Leftovers“ denken lässt und die sich mit Themen beschäftigt, die mehrere Esoterik-Seminare füllen könnten. Im Kern geht es in der mit u.a. Brigitte Hobmeier und Julia Koschitz stark besetzten Geschichte um Verlust in allen Facetten. Angefangen mit der schwangeren Allie (Julia Koschitz), die in bester „Murmeltier“-Manier wieder und wieder zu verhindern versucht, dass ihr Mann in eine tödlich verunglückende Passagiermaschine steigt. 15 Jahre später hält sich der 15jährige Jacob für die Reinkarnation des Piloten und reißt so alte Wunden auf. Während auf einer dritten Zeitebene u. a. die 25jährige Lin einem Sektenanführer folgt, der seine Reinkarnationstheorien mit drastischen Mitteln zu beweisen versucht. Toll gespielte und inszenierte Mystery-Serie, der ein bisschen weniger Erklärbär-Modus allerdings gut zu Gesicht gestanden hätte.
Nur selten kommt es vor, dass sich Filmkritik und Publikum – zumal bei einem deutschen Film – so einig sind wie bei „Das Lehrerzimmer“. Schon auf der Berlinale 2023 gefeiert, gelang es dem klugen Drama von Ilker Catak auch noch, fünf Deutsche Filmpreise, u. a. für den besten Film, die beste Regie und die beste Hauptdarstellerin (Leonie Bensch) abzuräumen. Ganz zu schweigen von weit über 100.000 Zuschauern, die „Das Lehrerzimmer“ in die Kinos lockte. Das Thema hat es aber auch wirklich in sich. Infolge ihres Versuchs, eine Diebstahlserie an ihrer Schule aufzuklären, muss die junge Lehrerin Carla mitansehen, wie an ihrer Schule eine Null-Toleranz-Politik durchgesetzt wird, die Denunziantentum und Ausgrenzung zur Folge hat. Einfachen Antworten verweigert sich das brillant komponierte Schuldrama trotzdem. Statt „Fack Ju Göthe“ stehen hier höhere Fragen rund um Ethik und Moral im Mittelpunkt.