Kreidezähne bei Kindern
Kreidezähne – eine wachsende Problematik unter Kindern
Bei Kreidezähnen handelt es sich um einen Zahnschmelzdefekt bzw. eine Unterversorgung dessen mit wichtigen Mineralien. Bei Kindern sind die Milchzähne betroffen, bei Jugendlichen die bleibenden Zähne. Die Erkrankung tritt vor allem auf den Backen- bzw. Mahlzähnen, den so genannten „Molaren“ auf. Wandert aber auch zu den Schneidezähnen, den so genannten „Inzisiven“, vor. Der Fachbegriff dieser Erkrankung lautet „Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation“, kurz MIH.

Was sind Kreidezähne?

In einem gesunden Gebiss ist der Zahnschmelz die härteste Substanz des menschlichen Körpers. Bei Kreidezähnen enthält der Zahnschmelz aber zu wenig Mineralien und zu viel Wasser und Protein und wird dadurch weich und anfällig für schädliche Ausseneinwirkungen. Er besitzt gegenüber gesundem Zahnschmelz nur etwa ein Zehntel der üblichen Härte.
Gerade durch das fehlende Mineral „Hydroxylapatit“ wird der Zahn anfällig und brüchig. So können Bakterien leicht eindringen und es entsteht Karies.

Hydroxylapatit ist die Grundlage für Zähne. Das Zahnbein besteht zu etwa 70% aus Hydroxylapatit, der Zahnschmelz sogar zu 95%. Somit ist dieses Mineral maßgeblich dafür verantwortlich, den Zahnschmelz zu der härtesten Substanz im menschlichen Körper zu machen.
Kreidezähne bei Kindern

Was sind die Ursachen von Kreidezähnen?

Die Entwicklung der bleibenden Zähne beginnt bereits im Mutterleib. Kalzium und Phosphat lagern sich ein, um den Zahnschmelz auszuhärten. Im Alter von dreieinhalb bis vier Jahren ist die Entwicklung abgeschlossen.

Bei MIH ist dieser Prozess gestört, der Zahnschmelz bleibt weich. Die Ursache konnte bisher nicht abschließend geklärt werden. Neben einer erblichen Veranlagung stehen aber vor allem folgende Ursachen im Verdacht, MIH zu begünstigen:

  • Erkrankung des Kindes in den ersten vier Lebensjahren (vor allem Windpocken, Masern, Bronchitis oder Asthma)
  • Verabreichung von Antibiotika in den ersten drei Lebensjahren
  • Erkrankungen der Mutter während der Schwangerschaft
  • Sauerstoffmangel oder andere Komplikationen während der Geburt
  • Vitamin D Mangel bei Kind oder Mutter
  • Nierenerkrankungen
  • Weichmacher in Kunststoffen (Bisphenol A)
  • Dioxine (Toxine, die z.B. in Fleisch, Eiern, Milch und Fisch enthalten sein können)

Was sind die Symptome von Kreidezähnen?

Da die Störung der Zahnschmelzbildung auf Röntgenbildern nicht erkennbar ist, zeigen sich die Symptome erst nach dem Durchbruch der Zähne. Daher sind präventive Maßnahmen nicht möglich.

Nach dem Zahndurchbruch sind folgende Anzeichen Indikatoren für MIH:

  • Gelblich-bräunliche, scharf abgegrenzte Flecken auf den Zähnen
  • Furchen auf der Zahnoberfläche
  • Fehlende Zahnhöcker
  • Abgeplatzter Zahnschmelz
  • Schmerzen beim Zähneputzen
  • Schmerzen bzw. Empfindlichkeiten bei heißen oder kalten Speisen / Getränken

Wenn Sie Symptome bemerken, sollten Sie umgehend Ihren Zahnarzt aufsuchen.

Wie können Kreidezähne behandelt werden?

Kreidezähne bei Kindern
Bisher gibt es keine Heilung für MIH, daher ist es umso wichtiger, den Krankheitsprozess möglichst frühzeitig zu stoppen.

Entscheidend sind regelmäßige Termine beim Zahnarzt. Abhängig von der Schwere der Erkrankung sollten Kontrolltermine alle drei bis sechs Monate wahrgenommen werden. Der Zahnarzt erstellt eine auf das Kind und den Zustand der Zähne angepasste Therapie. Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, die Zähne vor Karies zu schützen und die Schmerzen des Kindes zu lindern.
Kreidezähne bei Kindern

Zusätzlich zu den Behandlungen beim Zahnarzt ist die Zahnpflege zu Hause ein wichtiger Bestandteil für eine langfristige Zahngesundheit.

Neben einer entsprechenden Ernährung empfiehlt sich die Verwendung einer fluoridhaltigen Zahncreme. Vor allem die frühzeitige Fluoridierung ist entscheidend, da die Zähne dadurch unempfindlicher und widerstandsfähiger gegen Karies werden.
Kreidezähne bei Kindern

Mittlerweile gibt es auch fluoridhaltige Zahncremes, die zusätzlich mit medizinischem Hydroxylapatit versetzt sind, was die Stärkung des Zahnschmelzes zusätzlich unterstützt.

Auch zu empfehlen sind Reparaturpasten, die besonders hoch mit Hydroxylapatit angereichert sind, als Kuranwendung für MIH-geschädigte Zähne.

Kann man Kreidezähnen vorbeugen?

Die Erforschung von Kreidezähnen steht noch ziemlich am Anfang, daher ist bisher keine effektive Möglichkeit bekannt, MIH vorzubeugen. Forscher gehen aber davon aus, dass insbesondere der Weichmacher Bisphenol A die Erkrankung (im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren) begünstigt.

Auf Basis dieser Annahme können Eltern einige Maßnahmen ergreifen, um das MIH-Risiko zu reduzieren:

  • Verzicht auf Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff
  • Kein Plastikspielzeug
  • Regelmäßige Kontrolltermine beim Zahnarzt
  • Tägliche Zahnpflege zu Hause bereits ab dem ersten Zahn (auf eine entsprechend schonende Zahncreme achten; am besten mit Fluorid und Hydroxylapatit versetzt)
  • Regelmäßige Fluoridierung zur Verhinderung von Karies

Zusätzlich sollte auf süße Getränke, zuckerhaltige Speisen und andere kariesauslösende Nahrungsmittel verzichtet werden.

Fazit

In den letzten Jahren haben sich Kreidezähne zu einer Art neuer Volkskrankheit entwickelt. Das Kind leidet unter MIH im schlimmsten Fall das gesamte Leben, wobei die Probleme im Alter aber in der Regel abnehmen. Bei Erwachsenen kann die Erkrankung nicht „ausbrechen“.

Abschließende Forschungen zur Entstehung des Zahnschmelzdefektes gibt es nicht, die Forschung steht viel mehr noch am Anfang. Bei der Behandlung sind daher vor allem das frühzeitige Erkennen sowie eine sehr engmaschige Therapie wichtig. Die Erkrankung lässt sich dadurch zwar nicht heilen, aber sie kann unter Kontrolle gehalten werden, den Kindern können weitestgehend Schmerzen erspart werden und die Zähne können auf einem möglichst geringen Schädigungslevel gehalten werden.

Eine sorgfältige Fluoridierung, die für eine Härtung des Zahnschmelzes sorgt, trägt zur Zahngesundheit bei. Regelmäßige Kontrolltermine in Kombination mit einer effizienten Zahnhygiene zu Hause sorgen dafür, dass MIH nicht weiter voranschreitet. Zusätzlich kann Zahncreme oder Zahnreparaturpaste, angereichert mit Hydroxylapatit, den Zustand zusätzlich positiv beeinflussen.
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