Musiktipps im März 2024
Unsere brandaktuellen CD-Kritiken Die Musik-Tipps4U für den April 2024

Würden wir eine Party veranstalten, auf denen ausschließlich die Künstlerinnen und Künstler unserer April-Auswahl gespielt werden, wir hätten es mit einer recht eklektischen Tanzveranstaltung zu tun. Getreu dem Motto, dass der April ohnehin macht, was er will. Und der DJ unserer imaginären Party offenbar auch. Hier darf der Discofox-Schlagerpop der Calimeros in Konkurrenz zu Dire Straits-Legende Mark Knopfler treten, Schlagerqueen Claudia Jung versuchen, die Klangkaskaden der einstürzenden Neubauten zu übertönen. Und der entspannte Wüsten-Groove von Khruangbin trifft auf den hypernervösen Elektronik-Funk von Justice. Bei näherer Betrachtung: Spannende Sache, eigentlich. Wir wienern schon mal das Tanzparkett und polieren unserer „Dancing Shoes“…

Calimeros
Shala La

Die Schweizer Schlager-Hitgaranten machen keinen Hehl aus der inhaltlichen Bandbreite ihrer Lieder. „Shalala“ steht drauf, „Shalala“ ist drin. Allerdings in allen Facetten, die das Träumen von Liebe, von Reisen und vom blauen Himmel – kurz: Das „Traumschiff“-Repertoire – so hergibt. Da wird „Acapulco bei Nacht besungen“, „Der Wind und das Meer“, „Das Perlenmädchen von Sansibar“ und natürlich die Liebe und ihr Vergehen in allen Farbschattierungen. Insgesamt 16 „mitreißende Hits“ verspricht die Produktbeschreibung. Und eine „unwiderstehliche Atmosphäre, die nur die Calimeros erschaffen können“. Nach u. a. „Sommer, Sonne, Honolulu“ (2020), „Bahama Sunshine“ (2021) und „Marianna Havanna“ (2023) das nächste schlagerpoppige Reiseziel mit Chartplatzierungsgarantie also. Eine Art All-Inklusive-Urlaub mit Rund-um-die-Uhr-Animation.

Calimeros
Das „Traumschiff“-Repertoire für alle Schlagerliebhaber
Pe Werner
Vitamin Pe
Pe Werner
Von „A nach Pe“ hieß die erste Single, „Vitamin Pe“ nun das zugehörige Album

Dass die Sängerin, Texterin und Kabarettistin Pe Werner gut in Sachen Wortverspieltheit ist, liegt bei ihrer Profession in der Natur der Sache. Von „A nach Pe“ hieß die erste Single, „Vitamin Pe“ nun das zugehörige Album. Und hier weist schon der Titel auf den Inhalt hin. Denn auch im zugehörigen Bühnenprogramm hat sich die Songpoetin mit dem beschäftigt, was sie – quasi über die berühmten „Beziehungen“ – für andere geschrieben bzw. von anderen übernommen hat. Und das sind Songs, die sie für u. a. Mary Roos, Barbara Schöneberger und Katja Ebstein geschrieben hat ebenso, wie Lyrics, die sie auf Deutsch für Songs von etwa Sting oder Bert Kaempfert verfassen durfte. Eine Auswahl des Materials interpretiert sie auf „Vitamin Pe“, das einmal mehr zeigt, wie vielseitig die Sängerin und Kabarettistin wirklich ist.


Mark Knopfler
One Deep River

Gerade erst war er wegen der millionenschweren und teils wohltätigen Versteigerung zahlreicher seiner Gitarren in aller Munde, jetzt darf einer der besten und erfolgreichsten Gitarristen aller Zeiten wieder auf Albumlänge ran. Die Rede ist vom britischen Saitenwunder und Dire Straits-Ikone Mark Knopfler, der mit „One Deep River“ sein nunmehr zehntes Soloalbum auf seinem eigenen Label Grove Music vorstellt. Immerhin sechs Jahre nach „Down The Road Wherever“ präsentiert sich der bald 75jährige auch hier wieder in bestechend guter Form. Sei es in Sachen wirklich unverkennbares Gitarrenspiel, mit einer Stimme, die wir aus tausenden wiedererkennen würden oder den Texten, die in Sachen Deepness wirklich nichts eingebüßt haben. Nicht nur das Leben, auch die Musik von Mark Knopfler ist ein langer ruhiger Fluss.

Mark Knopfler
Nicht nur das Leben, auch die Musik von Mark Knopfler ist ein langer ruhiger Fluss
Claudia Jung
3-fach Jung
Claudia Jung
40 Jahre Karriere mit über 20 Alben

Dreifach Jung wird Claudia Jung am 12. April. Und weil man sie ihr einfach noch nicht ansieht, machen auch wir aus ihrem runden Geburtstag einfach 3 mal 20. Reichlich Zeit trotz allem, um praktisch alles zu erreichen, was man in 40 Karrierejahren erreichen kann. Zwar ohne ganz große Top-Platzierung, aber mit über 20 Alben, mehreren Schauspieleinsätzen und sogar einer Polit-Karriere im Bayerischen Landtag.  Zur Feier des runden Jubiläums tut es Claudia Jung deshalb nicht mit einer Scheibe. Nein, drei müssen (und dürfen) es sein, vollgepackt mit teils neu aufgenommenen Songs aus ihrer bewegten Karriere. Und weil die noch längst nicht vorbei ist, gibt es auch eine thematisch breit gefächerte Auswahl neuer Songs- Für dreifaches Hörvergnügen zum „Sie lebe dreimal hoch“.


Khruangbin
A La Sala

Diese Frau braucht keinen Mann, sie braucht vor allem zweierlei: ganz viel Liebe und ganz viel Musik. Beides verbindet sie – ein Jahr nach ihrem ersten Best-of und drei Jahre nach ihrem Nummer-eins-Album „Hello!“ – jetzt auf „Nur Liebe“, auf dem es von kindlicher Zuneigung („Flieg mit mir (Püttchen-Song)“, inspiriert von ihrer Kinderbuchreihe) bis zur großen und erwachsenen Herz-und-Schmerz-Emotion um die Liebe in all ihren Facetten geht. Und damit daran kein Zweifel besteht, findet sich das größte aller Gefühle auch in zahlreichen Songtiteln wie dem Titelsong, „Die Liebe hat ihren Plan“, „Mit Liebe geht das“ und „Wer lieben will, muss fühlen“ wieder. Ganz zu schweigen davon, dass Maite Kelly diese Liebe auch in die Produktion ihres Albums gesteckt hat. Und viel Liebe werden ihre Fans ganz sicher auch dem neuesten Kelly-Werk entgegenbringen. 

Khruangbin
Das Trio aus Houston ist schon lange kein Geheimtipp mehr
Justice
Hyperdrama
Justice
Mit ihren „Woman Worldwide“-Remixen konnten sie vor fünf Jahren den Grammy abräumen

Beinahe acht Jahre liegt das letzte Album der französischen Electronic-Banger von Justice nun schon zurück. Weshalb man meinen könnte, sie hätten sich – wie ihre Kollegen von Daft Punk – in den Ruhestand verabschiedet. Das ist natürlich Quatsch: Denn mit ihren „Woman Worldwide“-Remixen konnten sie vor fünf Jahren den Grammy abräumen, vor drei Jahren stand auch Gaspard Augés Soloalbum „Escacades“ ganz im Zeichen des Justice-Kreuzes. Nun also das ganz große „Hyperdrama“, Album Nummer vier, dessen Ankündigung die Musikwelt in vorfreudige Ekstase versetzte. Schließlich wurde die Ankündigung von zwei neuen Songs (einer davon mit den Indie-Psychedelikern von Tame Impala) begleitet. Und von der Ankündigung, dass auf dem Album Disco und Funk um die jeweilige Vorherrschaft kämpfen. Den Sieger kennen wir jetzt schon: Millionen von Justice-Fans rund um die Welt.

Kettcar
Gute Laune ungerecht verteilt

Nicht nur gute Laune ist ungerecht verteilt, sondern auch Talent. Zumindest in der deutschen Indie-Musikszene, die ja längst nicht so viele musikalisch herausragende Vertreter hervorbringt, wie das vergleichsweise so viel kleinere Österreich. Viel Talent mitbekommen haben die Hamburger von Kettcar um ihren Sänger Marcus Wiebusch. Seit Anfang der Nullerjahre haben sie es auf jetzt sechs Alben gebracht, die in schöner Regelmäßigkeit die Kritiker-Hitlisten angeführt und Wiebusch zu einer der bedeutendsten Stimmen im Deutschen Rock haben werden lassen. Für uns auf einer Ebene mit Tocotronic. Nachdem „Ich Vs. Wir“ nun auch schon wieder bald sieben Jahre her ist, war es höchste Zeit, dass sich diese Stimme endlich wieder erhebt und für uns einordnet, was im Kleinen und Großen so vor sich gegangen ist in den so bewegten letzten Jahren. Und wenn ausgerechnet eine Hamburger Band ein Lied auf „München“ anstimmt, sollte man sich wirklich auf alles gefasst machen.

Kettcar
Nicht nur gute Laune ist ungerecht verteilt, sondern auch Talent
Einstürzende Neubauten
Rampen
Einstürzende Neubauten
Seit 1980 verschieben die Einstürzenden Neubauten die Grenzen unserer Hörgewohnheiten stets aufs Neue

Die Experimentierfreude und Widerborstigkeit der Band um Blixa Bargeld ist eine der wenigen noch Bestand habenden Konstanten im deutschen Musik-Underground. Seit 1980 verschieben die Einstürzenden Neubauten die Grenzen unserer Hörgewohnheiten stets aufs Neue – und sind damit (fast schon) im Mainstream angekommen. In den deutschen Album-Top-Ten („Alles in Allem“ schaffte es 2020 auf Platz 7) ebenso wie bei den nachgekommenen Generationen, die Blixa Bargeld am ehesten noch durch seine Beteiligung an Caspers „Lang lebe der Tod“ kennen dürften. Jetzt melden sich die Koryphäen experimenteller deutscher Rockmusik also mit einem weiteren musikalischen „Fremdkörper“ zurück: Der Alien Pop Music, die auf den zuvor live performten 2Rampen“ der Band basiert. Darunter verstehen die Neubauten improvisierte Stücke, die im Regelfall einmal pro Konzert performt werden und hier zu Songs ausgearbeitet wurden. Es bleibt spannend im deutschen Abbruch-Geschäft.

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