Musiktipps im August 2023
Unsere brandaktuellen CD-Kritiken Die Musik-Tipp4U für den August

Würden uns die schwedischen Indierock-Helden der Hives nicht dazwischenfunken, unser kleiner Musik-Rundumschlag für den August wäre eine rein deutsche Angelegenheit. Was nicht bedeutet, dass es ihm an Abwechslung mangelt. Im Gegenteil: Von irgendwie immer noch jugendlichem Sturm und Drang (Madsen) bis ins vergleichsweise hohe Alter (Heino) reicht die Bandbreite, von gediegenem Rock (Fury in the Slaughterhouse) bis zum Schunkelschlager und Ballermann-Hit. Und irgendwo dazwischen sitzt auch noch der Dark Tenor zwischen allen Stühlen und liefert zwischen Klassik und Rock sein eigenes Ding ab. Und wenn es uns zwischen da zu bunt wird? Dann geht es mit den Schlagerpiloten einfach ab nach Rio. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen heißen Sommer!

The Hives
The Death of Randy Fitzsimmons

Manchmal kommen sie wieder, die heißgeliebten Kultbands aus lange zurückliegenden wilden Sommer- und Festivalnächten. Die Schweden von The Hives etwa. Fünf Alben haben sie in ihrer fruchtbarsten (und erfolgreichsten) Phase zwischen 1997 und 2012 veröffentlicht, dann war – auch bedingt durch Personalwechsel – viel zu lange Pause. Bis Frontmann Pelle Almqvist Anfang 2023 plötzlich mit Protestschildern auf dem Hollywood Boulevard erschien. „The Hives must album now!“ hieß es da etwa. „Oder: „Hupt, wenn Ihr ein neues The Hives Album wollt.“ Der ein oder andere hat offenbar gehupt. Denn jetzt erscheint nach 11 langen Jahren mit „The Death of Randy Fitzsimmons“ das sechste Album der Schweden, aufgenommen in einem der Studios von ABBA-Ikone Benny Anderson und angetrieben von der gleichen Energie, welche die Hives vor zehn Jahren in den Indierock-Olymp katapultiert hatte. Willkommen zurück!

The Hives
Manchmal kommen sie wieder, die heißgeliebten Kultbands aus lange zurückliegenden wilden Festivalnächten.
Heino
Lieder meiner Heimat
Heino
Stolze 85 Jahre alt wird Heino Ende dieses Jahres. Weshalb er eigentlich schon vor fünf Jahren „…und Tschüss“ gesagt hatte.

Stolze 85 Jahre alt wird Heino Ende dieses Jahres. Weshalb er eigentlich schon vor fünf Jahren „…und Tschüss“ gesagt und sein vermeintlich letztes Album veröffentlicht hat. Offenbar aber kann er nicht ohne seine Fans bzw. umgekehrt. Nachdem sich der ehemalige Schunkelbarde für „Mit freundlichen Grüßen“ vor exakt zehn Jahren der deutschen Pop-, Rock- und HipHop-Musik gewidmet (und damit die Charts erobert) hat, folgt nun das vielleicht liebste Genre der Deutschen: Der Party- und Ballermann-Hit. Wie sich „Geh mal Bier holen“ oder „Layla“ im tiefen Bariton von Heino anhören und welche Ballermann-Hits sonst noch vom Schlagerkultstar gecovert werden, wollen wir an dieser Stelle noch nicht verraten. Nur so viel: Es wird schlüpfrig. Und: „Lieder meiner Heimat“ ist als Titel wohl zumindest mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Es sei denn, Heino ist endgültig nach Mallorca umgezogen…


Die Schlagerpiloten
Rio

Pilot- und Co-Pilot, das reicht eigentlich, um einen Urlaubsflieger sicher ins Ziel zu bringen. Das haben sich offenbar auch die Schlagerpiloten gedacht, die seit September letzten Jahres nur noch zu zweit unterwegs sind. Ihre Ziele hingegen bleiben die gleichen: Die zahlreichen Fans glücklich machen mit „Sommer-Sonnen-Feeling“ und sie einladen zu den schönsten Destinationen der Welt. Nach unter anderem „Blue Hawaii“ und „Santo Domingo“ ist nun das schöne „Rio“ dran, von wo aus die beiden „Piloten“ 17-mal hochsommerliche Gefilde ansteuern – nicht nur rhythmisch, sondern auch inhaltlich. Eine Art musikalischer All-Inklusive-Ausflug also, bei dem die Heizdecken gerne zuhause bleiben dürfen. Heiß wird es den Schlagerpilotenfans in Rio auch so…

Die Schlagerpiloten
Pilot- und Co-Pilot, reicht eigentlich, um einen Urlaubsflieger sicher ins Ziel zu bringen.
The Dark Tenor
Album X
The Dark Tenor
Seine Musik spaltet die Gemüter

Als The Dark Tenor kleidet der ausgebildete Opernsänger Billy Andrews seit nunmehr zehn Jahren klassische Arien in eher rockige Gewänder und umgekehrt. Das gefällt nicht allen Metalheads und auch der ein oder andere Klassikfan rümpft seit seiner „Symphony of Light“ eher pikiert die Nase. Das ändert nichts am durchschlagenden Erfolg, den der gebürtige Grazer mit seinen Neueinspielungen hat. Seit 2016 muss er sich dafür nicht einmal mehr hinter der „Phantom der Oper“-Maske verstecken.  „Album X“ markiert, die römische Ziffer verrät es, das zehnte Jubiläum des dunklen Tenors, für das er neben Meisterwerken von Dvorak und Neuaufnahmen seiner größten Hits erstmals auch „Nessun Dorma“ mit wunderschöner Orchesterbegleitung eingespielt hat. Hinzu kommen Kollaborationen mit u. a. YIRUMA, Queenz of Piano und Eklipse. Wir sagen es mal so: Klassik-Crossover-Fans bekommen genau das, was sie sich wünschen.


Madsen
Hollywood

Seit fast 20 Jahren gehören Madsen zu den populärsten Live- und Rock-Acts des Landes. Trotzdem haben die drei Madsen-Brüder und Niko Maurer seit gut fünf Jahren kein klassisches „Madsen“-Album mehr veröffentlicht. Was nicht bedeutet, dass sie untätig waren. Mitten in der Pandemie gab’s plötzlich ein rotziges Punkalbum („Na gut dann nicht“) in Eigenregie, 2022 ein Soloalbum von Sebastian, das mit eher bluesig-souligen Tönen begeisterte. Jetzt bündelt die Band die dabei gewonnenen Eindrücke für ihr mittlerweile neuntes Studioalbum. Und das – keine Angst - wird wieder richtig laut und rockig. Folgerichtig heißt die erste Single auch „Ein bisschen Lärm“, ein Albumopener, der die Richtung vorgibt und gleichzeitig ein Versprechen an die Fans ist: Auch in „Hollywood“ wird es kein bisschen leiser um das Quartett aus dem Wendland. Das eines der schönsten Beispiele dafür ist, dass Konstanz, Beständigkeit und Bescheidenheit sich auszahlen im schnelllebigen deutschen Popgeschäft.

Madsen
Seit fast 20 Jahren gehören Madsen zu den populärsten Live- und Rock-Acts des Landes.
Fury In The Slaughterhouse
Hope
Fury In The Slaughterhouse
Fury in the Slaughterhouse die besten Botschafter, die wir uns vorstellen können.

Niemals aufgeben. Das trifft wohl auf wenige deutsche Bands so zu wie auf die seit über 35 Jahren aktiven Fury In The Slaughterhouse, die in den 1990er Jahren eine der einflussreichsten deutschen Bands war und es im Verlauf ihrer Karriere auf rund vier Millionen verkaufter Tonträger gebracht hat. Trotzdem: Ab 2008 war für zehn Jahre kaum etwas von ihnen zu hören und erst dem Comeback-Album „NOW“ ist es 2021 gelungen, sich erstmals bis auf Platz zwei der Albumcharts vorzudrängeln. Die Hoffnung nie aufgegeben zu haben, das ist wohl eine der Lehren, welche die Wingenfelder-Brüder und ihre Band aus dem unerhofften Karriere-Reboot gezogen haben. Und die sie nun an ihre Fans weitergeben in Zeiten, in denen der Glaube an die Möglichkeit einer besseren Welt manchmal das Einzige ist, was uns zu bleiben scheint. Musik ist das ideale Trabsportmittel für eine solche Hoffnung. 

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