Notenschlüssel mit der Aufschrift "Follow the Music"
Unsere brandaktuellen CD-Kritiken Die Musik-Tipp4U für den September 2024

Im Herbst fallen nicht nur die Blätter, sondern auch die Noten. Und das bedeutet für Musikfans, dass die veröffentlichungsarme August-Flaute definitiv beendet ist. Rückkehrer wie The The und Superstars wie Katy Perry und Nelly Furtado geben sich hier das sprichwörtliche Mikro in die Hand. Und die deutsche Crème de la Crème (wenn man den Iren Rea Garvey denn dazuzählen möchte) singt dazu ihre ganz eigenen Lieder. Kurz: Man bringt sich in Stellung, um unser Herbstbedürfnis nach Wohlklang, Tanz, Nähe und Wärme auf musikalische Art und Weise zu befriedigen. Für Weihnachtsalben ist schließlich auch noch in zwei Monaten Zeit …

The The

Ensoulment

24 lange Jahre ist es her, dass uns der Brite Matt Johnson zuletzt mit einem neuen Album versorgt hat. Mitte der 1980er-Jahre war er mit Klassikern wie „Soul Mining“, „Infected“ und „Mind Bomb“ zu einer der wichtigsten Stimmen der Insel avanciert, unter anderem mit Hits wie „This Is The Day“, die heute noch in gefühlt jedem zweiten Film eingesetzt werden, wenn lebensverändernde Entscheidungen anstehen. Mit Beginn der Nullerjahre und nach gefeierten Alben wie „Dusk“ und „NakedSelf“ war dann plötzlich Schluss mit The The. 20 Jahre lang gab es nur Soundtrackkompositionen für obskure Indiefilme, zuletzt ab und an mal eine Single und schließlich eine schwere Erkrankung, nach der sich The The triumphal mit gefeierten Liveauftritten und einem Livealbum zurückmeldeten. Nun also das erste neue Album seit fast einem Vierteljahrhundert. Und was sollen wir sagen: „Ensoulment“ klingt, als wäre Johnson nie weggewesen. Mit bedeutungsvollen Lyrics, seiner warmen Stimme und Instant-Hits wie „Zen & The Art Of Dating“, „I Want To Wake Up With You“ oder dem bittersüßen „Where Do We Go When We Die?“ gibt er uns eine trostspendende Decke, in die wir uns bis zum nächsten Frühling einhüllen werden. 

Musiker mit Gitarre im Scheinwerferlicht
„This Is The Day“: Matt Johnson beglückt uns endlich mit neuem Songmaterial.
Jamie xx
In Waves
Welliges Muster in schwarz/weiß
Macht’s wie Bandkollegin Romy: The-xx-Frontmann Jamie ist wieder solo.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2005 haben es die britischen Indie-Elektroniker von The xx auf gerade mal drei Alben gebracht, eines gefeierter als das andere. „I See You“ von 2017 landete auf einer unfassbaren Spitzenposition in den deutschen Albumcharts – und das trotz derart spezieller Musik. Schon zwei Jahre zuvor hatte sich Mastermind Jamie xx mit „In Colour“ von seiner noch elektronischeren Seite gezeigt. Es folgten jüngst ebenso clublastige Solowürfe von seinen Bandkollegen Romy und Oliver Sim, bevor er sich mit „In Waves“ nun wieder auf den Tanzflächen progressiverer Clubs zurückmeldet. Soloalbum Nummer zwei ist voll mit treibenden und gut gelaunten Beats, die eine schwere Nineties-Schlagseite aufweisen, featurt namhafte Gäste wie Robyn (im housigen „Life“) und The Avalanches und mit „Waited All Night“ dank Beteiligung von Romy und Oliver quasi den ersten neuen The-xx-Track seit Ewigkeiten. Auf ein neues Album der Indie-Ikonen müssen wir hoffentlich nicht mehr ganz so lange warten.


Rea Garvey
HALO

Endlich steht der Ire mit Berlin im Herzen (oder war es umgekehrt) wieder als der auf der Bühne, der er spätestens seit seinem „Supergirl“ war: als Gitarrist und Sänger. Denn wenn man sich in den vergangenen Jahren durch die deutsche TV-Programmlandschaft zappte, hätte man glatt den Eindruck gewinnen können, er habe das Metier gewechselt und sei nur noch als Coach („The Voice“) oder Rate-Promi („The Masked Singer“) gefragt. Sein bislang letztes Album „Hy Brasil“ (2020) war jedenfalls nicht mehr ganz so erfolgreich. Weshalb mit „HALO“ jetzt von Anfang an größere Brötchen gebacken werden. Schon „Free Like The Ocean“ und „Perfect In My Eyes“ hatten als Singles angedeutet, wo die Reise für Rea Garvey hingeht: zum perfekt austarierten Rock-und-Pop-Sound mit optimistischer Botschaft, die für den Iren auch im Albumtitel zum Ausdruck kommt: „HALO ist das, was du hast und gibst, es ist das, was du bist und teilst.“

Rea Garvey mit Band
Ein großes „Halo Again“: Rea Garvey und Band melden sich im Rockzirkus zurück.
Nelly Furtado
7
Nelly Furtado in schwarz/ weiß mit einer schwarzen Sieben auf dem Rücken
7 is the magic Number: auch für Poprückkehrerin Nelly Furtado.

„Whoa, Nelly!“, das hat nun ja doch eine Weile gedauert seit „The Ride“ (2017). Mehr als sieben Jahre sind seit dem letzten (charttechnisch etwas verunglückten) Album der multimillionen Albumverkäufe schweren Grammy-Preisträgerin vergangen, runde vier davon will sie in die eigene künstlerische Neuentdeckung investiert haben. Die gipfelt nun in „7“, ihrem – richtig! – siebten Album, auf dem sie sich tatsächlich ein Stück weit in Richtung (noch tanzbarer) und clubbigerer Gefilde entwickelt. Das sehr lateinamerikanisch daherkommende „Corazón“ und die von Tove Lo und SG Lewis unterstützte Clubhymne „Love Bites“ klingen jedenfalls so, als hätte Nelly das Tanzbein wieder für sich entdeckt. Und allzu bald scheint sie es nicht wieder einpacken zu wollen.


Katy Perry
143

Auch im Falle von Katy Perry handelt es sich um das siebte Album – auch wenn der Titel „143“ etwas anderes suggeriert. Tatsächlich steht die Zahl laut Perry für ihre symbolische Engelszahl, die ihr beim Vorhaben, eine freudvolle Danceparty in Albumform zu gießen, aber nicht so viel Glück zu bringen scheint. „Woman’s World“, die erste Single aus dem Album, ist jedenfalls nicht der erhoffte Hit geworden, zu klischeebehaftet war die Message, zu kontrovers die Tatsache, dass ausgerechnet Dr. Luke den Track produzierte. Und dann hat Katy Perry trotz ihrer zahlreichen Girlpower-Messages kurz vor ihrem 40. Geburtstag auch noch den Umstand für sich entdeckt, dass wenige Textilien offensichtlich viele Platten verkaufen können. Und sich einen Imagewandel verordnet. Ob der die richtigen Früchte trägt, das muss nun das Album zeigen. Beziehungsweise wie ihre Fans darauf reagieren …   

Sängerin Katy Perry im Bällebad
143? Hat sie so oft ein Mädchen geküsst? Katy Perry ist zurück!
In Extremo
Wolkenschieber
Die Band InExtremo
Mit Mittelalterrock über den Wolken: In Extremo.

Ob „In Extremo“ beim Titel ihres neuen Albums an Yvonne Catterfeld und ihren Hit „Für dich“ gedacht haben? Jedenfalls haben sie – mehr als vier Jahre nach ihrem Nummer-eins-Album „Kompass zur Sonne“ – beschlossen, für ihre Fans die Wolken beiseitezuschieben und die Sonne reinzulassen. Was ja als direkte Folge ihres 13. Albums ganz logisch erscheint. Logisch auch, dass die Mittelalterrocker mit dem sonnigen Gemüt ihren Signature-Sound dafür mit ordentlich Feierlaune weiter aufbohren und neben anrührenden Balladen und energetischen Freiheitsliedern auch jede Menge Trink- und Partylieder im Gepäck haben. Das dürfte auch „Wolkenschieber“ wieder zum Kandidaten für jene Chartspitzenplätze machen, die In Extremo seit Jahren für sich abonniert zu haben scheinen. Die Kompassnadel zeigt also wieder mal ganz nach oben.


Various Artists
KuschelRock Vol. 38

Zum unglaublichen 38. Mal heißt es nun schon: Kuscheldecke raus, Kerzen an und einmal tief in die Augen geblickt. Es ist wieder Zeit für kuschelige Stunden zu zweit. Und die werden seit gefühlten Generationen noch kuscheliger und intimer, wenn die knapp 50 Tracks der jeweils aktuellen „KuschelRock“-Playlist die Gehörgänge verwöhnen. Von Pink mit „All Out Of Fight“ und Tom Odell („Black Friday“) über den in Sachen Liebesdingen unvermeidlichen James Blunt („All The Love That I Ever Needed“) bis hin zu den Grrrl-Power-Überfliegerinnen von The Last Dinner Party („Nothing Matters“), Ed Sheeran und Robbie Williams: Hier ist vertreten, wer in Liebesdingen ganz genau weiß, wovon er redet bzw. singt. Ein bunter Querschnitt von Herzen, Seelen und Sinne betörender Rock- und Popmusik, die wärmt, wo andere nur cool sind.

Ein Paar am Strand mit der Überschrift "Kuschelrock"
Für herbstliche Nächte vor dem Kamin: Mit „KuschelRock“ schmust es sich besser …
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