Die Prinzen
Krone der Schöpfung
Wer anlässlich des 30. (!!) Dienstjubiläums der Prinzen gedacht hat, die Vokalakrobaten aus Leipzig ruhen sich auf ihren Lorbeeren aus und beglücken ihre Fans lediglich mit einem Best-Of ihres an Hits nicht gerade armen Werks, der hat sich geschnitten. Zwar haben sich die sieben musikalischen Blaublüter zunächst mit einer aktualisierten Fassung von „Alles nur geklaut“ im Verbund mit Deine Freunde zurückgemeldet, aber neben diesem zeitgemäßen und charmant aktualisierten Update liefert die „Krone der Schöpfung“ auch reichlich Neues. Wie das Neunziger-Pop-Feeling versprühende Titellied mit sozialkritischem Anstrich oder die zweite Single „Dürfen darf man alles“, das prototypische Prinzen-Messages unter das Volk bringt. Und weil man es als deutscher Pop-Adel drunter nicht macht, erscheint „Die Krone der Schöpfung“ zusätzlich zu CD und LP auch als limitierte Fanbox und auf Goldenem Vinyl.
Bernhard Brink
Lieben und Leben
Einen „Vertrag auf Lebenszeit“ hat das Schlager-Urgestein Bernhard Brink mit den Schlagerspezialisten von Telamo geschlossen. Und das dürfte bedeuten, dass mit seinem neuen Album „Lieben und Leben“ längst noch nicht Schluss ist für den 68jährigen. Schließlich gilt es im kommenden Jahr, das 50. Bühnenjubiläum zu feiern. Und außerdem ist es an der Zeit, dass es dem „Schlagertitan“ erstmals in seiner langen Karriere gelingt, mit einem Album die deutschen Album-Top-Ten zu knacken. Gut möglich, dass „Lieben und Leben“ dafür prädestiniert ist. Nicht nur wegen dem nachdenklichen Titelsong, sondern auch, weil die Doppel-CD zusätzlich in einer üppig ausgestatteten Fanbox erscheint. Darin enthalten ist nicht nur das Album, sondern auch eine DVD mit allen Videos zum Album, eine Karaoke-CD, ein Songbuch, ein T-Shirt und noch mehr.
No Angels
20
Die populärste deutsche Girlband aller Zeiten breitet noch einmal ihre Flügel aus. Und das rund 20 Jahre nachdem sie mit „Daylight In Your Eyes“ Popgeschichte geschrieben haben. Just diesen Hit haben sie nun neu eingespielt. Und sich von Fans so lange bedrängen lassen, bis sie zum runden Jubiläum auch noch andere ihrer Hits einer Neuinterpretation unterzogen haben. Dazu spendieren uns die vier verbliebenen No Angels (Vanessa Petruo ist nicht mehr dabei) einige brandneue Songs! Und stellen so noch einmal eindrucksvoll unter Beweis, dass sie bis heute nichts von ihren früh bei „Popstars“ entdeckten Talenten eingebüßt haben. Schön für die Fans: „20“ ist zusätzlich in einer Deluxe-Edition sowie auf Vinyl erhältlich. Und könnte der Startschuss für einen zweiten Engel-Frühling werden …
Various Artists
Sommer-BILD 2021
Wer es als zu mühsam oder auch teuer empfindet, sich zur sommerlichen Stimmungsaufhellung mit jedem einzelnen der aktuell erschienenen Alben der deutschen Schlager- und Poposchlager-Prominenz einzudecken, der ist mit dieser sonnigen Doppel-CD aus der Schlager-BILD-Reihe sicherlich bestens bedient.
Kaum ein Hit aus der jüngeren Vergangenheit fehlt auf der randvoll gepackten Doppel-CD. Von „Altstars“ wie dem jüngst zu Telamo gewechselten Bernhard Brink und der Chartstürmerin Daniela Alfinito über Charmebolzen der Marke Eloy de Jong und Giovanni Zarrella bis hin zu Pop-Rückkehrerin LaFee und Mross-Gattin Anna-Carina Woitschack. Wenn wir für jeden der Hits auf der „Sommer-BILD“ einen Schönwettertag haben, dann wird das ein super Sommer!
Moby
Reprise
Dass der gute Moby alt geworden ist seit seinen ersten Erfolgen in den frühen Neunziger Jahren, das sieht man nicht nur an seinem graumelierten Haar (oder der Tatsache, dass er bereits eine Autobiografie verfasst hat), man merkt es auch an seiner musikalischen Ausrichtung. Statt für die Tanztempel der Welt produziert Moby nun für den klassischen Konzertsaal und das Wohnzimmer. Weshalb das Traditions-Klassiklabel Deutsche Grammophon die richtige Wahl für seine klassisch und akustisch aufbereitete Werkschau ist. Hier zu finden: Üppig orchestrierte Fassungen von Hits wie „Go“ oder „Porcelain“ und prominent unterstützte Neueinspielungen von u. a. „Natural Blues“ (mit Blues-Ikone Gregory Porter), „God Moving Over The Face Of The Waters“ (mit Piano-Überflieger Vikingur Olafsson) oder das stimmungsvolle „The Lonely Night“ mit Mark Lanegan und Kris Kristofferson. Majestätisch schön!
Olivia Rodrigo
„Sour“
Anfang des Jahres hat die junge US-Newcomerin ihre musikalische Reifeprüfung abgelegt und den Führerschein für die Popstar-Überholspur gleich mitgemacht. „Drivers licence“ hat die mittlerweile 18-jährige Olivia Rodrigo in den internationalen Charts ganz nach oben katapultiert. Damit hat sie nicht nur mehrere hundert Millionen Streams generiert, sondern auch die Charts in u. a. den USA und Großbritannien geknackt – verbunden mit etlichen Rekorden, die nach ihrer zweiten Single „deja vu“ nun auch mit ihrem Debütalbum purzeln dürften. Erstaunlich dabei, wie reif die gerade erwachsen gewordene Sängerin wirkt. Irgendwo zwischen Lana del Rey und Coming-of-age-Story und längst nicht so „Sour“, wie es der Titel uns weismachen will. Als wäre die Hauptrolle im seriellen „High School Musical“ nicht genug des Ruhms …
Ramon Roselly
Lieblingsmomente
Er verkörpert die vielleicht letzte große Erfolgsgeschichte des alternden Castingshow-Schiffes „DSDS“: Ramon Roselly. Seit der Zirkusfamilien-Spross im vergangenen Jahr den ersten Platz belegte, ging es mit seiner Schlager-Karriere steil nach oben. Von obersten Chartplatzierungen mit seiner „Herzenssache“ ging es zu „Let’s Dance“ und auf die Siegertreppchen etlicher Jahresabrechnungen (Goldene Henne, die Eins der Besten). Kein Wunder, dass da kaum Zeit bleibt, an neuem Material zu arbeiten. Deshalb wird die noch junge Karriere jetzt mit seinen Lieblingsmomenten gemolken, einem Album, das die Lieblingstracks des ehemaligen Gebäudereinigers sammelt, denen er mit seinen Produzenten den Roselly-Touch verleiht. Dabei ist es egal, ob Schlagerperle aus den Sechzigern oder eingedeutschte englische Pop-Hits: Erlaubt ist, was Spaß macht.
Billy F. Gibbons
Hardware
Nicht nur die Karre auf dem dritten Soloalbum von Billy F. Gibbons ist ikonisch und eindeutig zuzuordnen, auch der Bart des Rock and Roll Hall of Famers spricht Bände: Solche Matten tragen nur die „Tres Hombres“ von ZZ Top im Gesicht. Klar also, dass sich Billy F. Gibbons musikalisch nicht allzu weit vom Sound seines musikalischen Mutterschiffes wegbewegt. Unterstützt von u. a. Ex-The-Cult-und-Guns-`n`-Roses-Drummer Matt Sorum, wagt Gibbons sich diesmal allerdings ein Stück weiter aus der Blues-Komfortzone der beiden Vorgänger heraus. Stattdessen setzt er verstärkt auf Eigenkompositionen, die stärker im Rock verortet sind. Außer dem charmanten „Hey Baby, Que Paso“, dessen Ursprünge im Texas der 1930er-Jahre liegen. Ach ja: Die Roots-Rock-Schwestern von Larkin Poe sind auch mit einem Song vertreten …
NIK P.
Seelenrausch
Crowded House
Dreamers Are Waiting
Sie galten als begnadete Songwriter, die australisch-neuseeländische Band um die Brüder Neil und Tim Finn (von denen nur mehr Neil übriggeblieben ist). Mit Songs wie „Don’t Dream It’s Over“ und „Weather With You“ waren sie Mitte der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre auch in Deutschland populär. Aber über den Geheimtippstatus sind Crowded House seit 1985 – zumindest hierzulande – nie so recht hinausgekommen. Jetzt melden sie sich nach zehnjähriger Schaffenspause endlich mit einem neuen Album zurück. Und beweisen auf zwölf mitreißenden Songs, dass sie die große Kunst des Songwritings nicht verlernt haben. Im Gegenteil: „Dreamers Are Waiting“ lässt nicht von ungefähr an ihren ersten großen Charthit vor knapp 40 Jahren denken und ist voller Arrangements mit denen Crowded House auch heute noch weit aus dem populärmusikalischen Einheitsbrei herausragen.